Foto von Benno Brum im Garten

Brum, Benno

Benno Brum, geboren 1946 in Wil (Schweiz), studierte Biologie an der Universität Zürich und promovierte mit einer Arbeit zur Pflanzenphysiologie. Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem an die Yale University School of Medicine (USA). Nach seiner Rückkehr in die Schweiz leitete er u.a. ein Labor für die Erforschung und Entwicklung diagnostischer Tests in der pharmazeutischen Industrie. Erste Gedichte entstanden bereits während seiner Zeit in den USA, literarisch intensivierte sich sein Schreiben in späteren Jahren.
Für das Gedicht Amen wurde Brum 2013 auf der 9. Buchmesse Migration in Bonn ausgezeichnet. Jedem Ding seine Zeit ist sein zweiter Gedichtband und versammelt ausgewählte Gedichte aus mehreren Jahren.
Foto: © Benno Brum

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Interview mit Benno Brum zu seinem Buch »Jedem Ding seine Zeit«

Lieber Herr Brum, soeben ist ihr Gedichtband »Jedem Ding seine Zeit« erschienen.
In einem Satz: Was erwartet die Lesenden?

Benno Brum: Eine Fülle von Gedanken über das Woher und Wohin und Wozu – ein Band über den Auf- und Niedergang des Lebens, was war und was bleibt vom Sein.

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Ihre Gedichte bewegen sich zwischen Abstraktion und Wirklichkeitsbezug, zwischen Denkbewegung und Sprachspiel. Was war der Ausgangspunkt für diesen Band – ein Thema, eine Haltung, ein Bedürfnis?

B. B.: Es war mein Bedürfnis ein umfassender Band zu schaffen, der die Bilder und Ansichten vieler Kulturen in sich trägt, dazu gehört die Lyrik wie die Abstraktion der modernen Naturwissenschaft.

Ihre Gedichte scheinen oft vom Flüchtigen, vom Übergang, vom Nicht-Fassbaren zu sprechen. Was interessiert Sie an diesem Spannungsfeld zwischen Dauer und Moment?

B. B.: Das Fassbare und Nicht-Fassbare ist im Grunde dasselbe: wie die Äquivalenz zwischen Energie und Masse. Dieses Faktum war für die klassische Physik im 20. Jahrhundert die »grosse Enttäuschung«: Es gibt keine kleinsten »Teilchen«, die nicht mehr teilbar sind. Unfassbar ist alles geworden und daran müssen wir uns erst noch gewöhnen. Es braucht ein neues Denken. Ein Denken, das diese Schönheit sieht.

Sie kommen ursprünglich aus der biologischen Forschung und der pharmazeutischen Industrie. Wann und wie hat sich das Schreiben in Ihrem Leben Raum verschafft?

B. B.: Mein Gedichteschreiben hat während meiner Postdoc-Zeit im »freien Amerika« begonnen. Die elektrophysiologischen Messungen am roten Brotschimmelpilz Neurospora crassa war zwar hoch interessant, doch der Kulturschock war für mich kaum erträglich ohne mein Ohr auch der alten, tiefen Welt der Lyrik zu schenken.

Haben andere Autor:innen oder Dichter:innen Ihr Schreiben beeinflusst? Oder auch Denker aus Philosophie oder Wissenschaft?

B. B.: Ja sicher, jeder hat seine grossen, bewussten und unbewussten Vorbilder, seine Prägung. In der Dichtkunst sind es für mich Friedrich Hölderlin mit seinen Göttern, und auch der Wohlklang der Bewegung von Rainer Maria Rilke und das Bewusstwerden über das »Göttlich-Satanische« von Elisabeth Langgässer. Paul Celan zeigt mir die Grenze der sprachlich inhaltlichen Freiheit. Von den hohen Köpfen aus der Philosophie möchte ich Parmenides, Cusanus und Baruch de Spinoza nennen, von der Wissenschaft Albert Einstein, die fleissige, legendäre Marie Curie und ihre erfolgreiche Familie und nicht zuletzt das tragisch vielversprechende Forschungsergebnis von Elise Meitner mit Otto Hahn und seinem Assistent Fritz Strassberg und den Otto Frisch, die Erfinder der Kernspaltung (an der Atombombe haben andere gebastelt). Das Produkt dieses Denkens und Empfindens erleben wir heute stärker als je zuvor: Krieg und Frieden über alle Disziplinen, ein ewig sich Irren und Erfinden – wie lange wohl?

Eine letzte Frage zu Ihren Gedichten: Gibt es ein Gedicht, das ihre Gedanken schlicht zusammenfasst und vielleicht den Zugang für die Lesenden erleichtert?

B. B.: Ja, da kann ich mein Gedicht »mutwehr« auf Seite 187 empfehlen.

Ich danke allen Lesenden herzlichst, denn alles Gelesene wird auch durchdacht. Der Denkprozess ist als Elektroenzephalogramm (EEG) registrierbar und wird beim Fühlen und Denken als Licht ins All geschafft, um den Himmlischen den Lauf der Dinge zu demonstrieren. Denken Sie also gut.

Vielen Dank für das Gespräch.

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