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Feldkamp, Karl

Karl Feldkamp, geb. 1943 in Lübeck. Der gelernte Erzieher arbeitete u.a. als Sozialarbeiter, Streetworker, Supervisor und Kommunikationstrainer. Seit 1978 schreibt er als freier Autor regelmäßig Lyrik, Prosa, Essays, Satiren und Hörspiele, veröffentlichte u.a. Kurzgeschichten-Bände und verfasst zurzeit vor allem Aphorismen. Er reist gern, meditiert und genießt seinen Ruhestand.

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Interview mit Karl Feldkamp zu seinem Buch »warn zeichen sprache«

Lieber Herr Feldkamp, soeben ist Ihr Gedichtband »warn zeichen sprache« erschienen.
In einem Satz: Was erwartet die Lesenden?
Karl Feldkamp: Lesende erwarten Nachrichten aus einem vermeintlich narrenfreien Käfig, nämlich aus meiner verinnerlichten Außenwelt, die mich ängstigt, belustigt und an ihr zweifeln lässt, aber auch ermutigt, trotz persönlicher Enttäuschungen ein insgesamt glückliches Leben zu genießen.

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Gibt es in Ihrem Band ein Gedicht, das Ihnen besonders am Herzen liegt? Welches ist es und warum?
K. F.: Mit meinem Gedicht »talblicke« habe ich versucht, einen Platz für eine mögliche letzte Ruhestätte zu suchen, die mich auch als gelegentlich einsamer Mensch mit meinem Leben versöhnen kann. Und vielleicht finde ich unter den Leserinnen und Lesern jene, die sich einen ähnlichen Platz mit Weitblick wünschen.

In Ihren Gedichten reflektieren Sie kritisch das eigene Lebensalter und setzen Impulse, sich auch mit schwierigen Erlebnissen und Fragestellungen zu befassen. Gibt es in diesem Zusammenhang bestimmte Situationen, Menschen oder gesellschaftliche wie politische Ereignisse, die Sie in besonderem Maße inspirieren und/oder beschäftigen?
K. F.: Vor wenigen Tagen war ich bei einer Demonstration gegen rechts, gegen die Befürchtung, Nazis könnten wieder an die Macht kommen, so wie ich sie selbst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch häufiger erleben musste. In der Gesinnung mancher meiner Lehrerinnen und Lehrer sowie in der Haltung meiner Eltern, die zwar keine Parteimitglieder waren, aber selbst als Mitläufer jenes völkische Gedankengut zum Teil verinnerlicht hatten. In den 1968er und 1970er Jahren habe ich daher die damaligen antiautoritären »Lehrsätze« regelrecht in mich aufgesogen. Sie bilden noch immer einen Teil der Hintergründe vieler meiner Gedichte. Allerdings empfinde ich mich nicht als Alt-68er, da mir jene Ideologien inzwischen verdächtig sind, vor allem Freiheiten des Denkens und Handelns einschränken zu wollen.

Ihre berufliche Tätigkeit als Erzieher, Sozialarbeiter und Streetworker war geprägt von der Arbeit mit Menschen. Welche Erfahrungen waren in diesem Zusammenhang besonders wichtig für Sie und vielleicht auch für Ihre Schreiben?
K. F.: Besonders während meiner acht Jahre als Streetworker am Kölner Hauptbahnhof und damit in einem Arbeitsfeld am untersten Rand der Gesellschaft habe ich meine Erfahrungen mit Obdachlosen und gesellschaftlich Gescheiterten machen dürfen. Das hat mich Bescheidenheit gelehrt und mir gezeigt, wie schmal der Grat zwischen glücklich-erfolgreichem und unglücklich-erfolglosem Leben sein kann.

Am Bahnhof habe ich vor allem nachts – zumeist bis nach Mitternacht – gearbeitet. Damals habe ich mich, wenn ich vom Dienst nach Hause kam, immer erst hingesetzt und Tagebuch geschrieben, um meine Erfahrungen ein wenig zu verarbeiten. Das war übrigens auch der eigentliche Beginn meiner schriftstellerischen Tätigkeit.

Gibt es etwas, das Sie zum Abschluss unseres Gesprächs noch sagen möchten?
K. F.: Sicherlich haben manche meiner Texte deprimierende Wirkungen auf meine Leserinnen und Leser. Dennoch möchte ich mit meiner Warn-Zeichen-Sprache sie und mich ermuntern das Dasein, in einem Käfig voller Mitnarren zu wagen, von denen jeder glauben will, nicht darin gefangen zu sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

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