Foto: Norbert C. Korte im Fenster, mit Pfeife in der Hand

Korte, Norbert C.

Norbert C. Korte, im Schatten des Kölner Doms aufgewachsen und so alt wie die Bundesrepublik Deutschland. Lebt schon seit vielen Jahren an der Deutschen Weinstraße. – Die ›Landschaft‹ seines beruflichen Wirkens war und ist von Sozialarbeit und Erwachsenenbildung geprägt. – Auch heute noch geht er seinen beruflichen Interessen nach: mit Seminar- und Beratungsangeboten; und was auch zu ihm gehört: »Man erlebt ihn selten Radlos«.
Seit 40 Jahren schreibt er Haiku und hat damit eine lang zurückliegende Tradition seiner Familie aufgegriffen, die vor und nach der Jahrhundertwende 1900 viele Jahre in Japan lebte. – Das Wesen dieser Gedichte geben diese drei Redewendungen wieder: »Sag es mit eigenen Worten« und »In der Kürze liegt die Würze«, wie letztendlich »Über die Sinne zum Sinn«.
Neben zahlreichen Veröffentlichungen von Lyrik in Anthologien und Zeitschriften, ist er auch Autor, wie Herausgeber von Fachliteratur im pädagogischem, wie soziologischem Bereich und war über viele Jahre Redakteur einer pädagogischen Fachzeitschrift.

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Interview mit Norbert C. Korte und Kristina Marion Vetter zu »Aus des Lebens großem Saal

Fragen an Herrn Korte

Lieber Herr Korte, soeben ist Ihr neuer Gedichtband »Aus des Lebens großem Saal« erschienen.
In aller Kürze: Was erwartet die Lesenden
?

Norbert C. Korte: In der von mir herausgegebenen Reihe »17Silben« ist es das erstmals farbige Buch und hat einen besonderen bedruckten Leineneinband. Wir, die Malerin und ich, haben unsere Freude daran, wie hier haptisches und optisches Wohlbefinden zusammenwirken. Und bei der Seitengestaltung innen haben wir darauf geachtet dem meditativen Zusammenspiel von Haiku und Bild Raum zu geben; aufgeschlagen und so aufgestellt vermag es seinen 17fachen Impuls kraftvoll auszustrahlen. Die beiden anderen Themenkreise behandeln einmal die besondere Entstehungsgeschichte über 6 Jahre hinweg. Wir haben uns – ganz im Sinne des ›Freien Malens‹ keinerlei zeitlichen und inhaltlichen Grenzen gegeben, sondern ließen uns darauf ein was geschieht! – Der dritte und letzte Bereich beschreibt unsere beiden ›künstlerischen‹ Ansätze das ›Freie Malen‹, wie es Arno Stein begründete und die japanische Haiku-Dichtung. Und wir laden die Lesenden des Buches ganz praktisch dazu ein, sowohl das eine wie das andere ein, selbst auszuprobieren!

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Wie sind Sie zum Haiku-Schreiben gekommen, und was fasziniert Sie besonders an dieser kurzen, prägnanten Gedichtform?

NCK: Aus mir heraus – im Spiel mit mir selbst – schreibe ich Haiku. Zuerst einmal schreibe ich für mich, fasse in Worte was ich sehe, was ›im Augenblick‹ auftaucht, und auch, was ich in aller Kürze in Worte, in Sprache ausdrücken will … Doch die Anfänge liegen noch viel weiter zurück: Sie liegen in den Jahren als das Jahrhundert noch mit einer 18 begann! Mein Urgroßvater lebte und arbeitete um die Jahrhundertwende viele Jahre in Japan. So stieß ich, als ich selbst mit dem Schreiben begann auch auf die japanische Gedichtform des Haiku. Seine einfache und dabei unendlich vielfältige Struktur der 17 Silben in drei Zeilen im Rhythmus von 5 – 7 – 5 Silben. Und war sofort davon begeistert. Das war vor 40 Jahren. Das Haiku-Schreiben hat seinen Ursprung im Zen, dem absichtslosen Achtsam-Sein, der Aufmerksamkeit für den Augenblick. – Und dies rufe ich mir immer wieder in Erinnerung während es um mich herum oder in mir selbst hastig, bewegt, laut und anstrengend zugeht. In solchen Augenblicken war und ist es mir eine Hilfe, zu Stift und Papier zu greifen, mich zu ›be-Sinnen‹ und so wieder zu mir selbst zu kommen und zu finden.

Gab es während der sechsjährigen Entstehung des Buches Momente, in denen Sie gezweifelt haben oder Schwierigkeiten hatten, das Projekt voranzutreiben? Wenn ja, wie haben Sie diese überwunden?

NCK:  Wirklich Schwieriges gab es in diesen 6 Jahren nicht. Augenblicke in denen ›die Mühen der Ebene‹ spürbar und erfahrbar wurden ja, doch das gehört einfach dazu, wenn eigenständig-kreative Personen in großer räumlicher Entfernung – gut 650 km – ein gemeinsames Projekt gestalten wollen.
Doch etwas anders will ich erwähnen, dass zum Überwinden beigetragen hat: Das sich einstellende Glücksgefühl – nicht jedes Mal – doch oft, dass beide dieses ungleichen Zweierlei von Malerei und Haiga sich gegenseitig verstärken, sich verwandeln zu etwas Neuem. So dass die beiden das Bild und der Text in der Bezogenheit aufeinander etwas eigenständig Drittes geschaffen haben: Alle Polaritäten und Gegensätze im Laufe des langen Weges wurden einzigartig ›vereint‹.

Fragen an Frau Vetter

Frau Vetter, was bedeutet für Sie »Freies Malen«, und wie unterscheidet es sich von anderen künstlerischen Techniken, die Sie kennen oder anwenden?

Kristina Marion Vetter: Das »Freie Malen« ist für mich eine Form des künstlerischen Selbstausdrucks. Ich schaffe in mir einen absichtslosen bewertungsfreien Raum, in dem ich meinen inneren Impulsen folge. Es steht keine Technik im Vordergrund. Anders ist es z.B. bei einem Stillleben: Hier steht das Objekt vor mir. Beim »Freien Malen« habe ich es in mir.

Wie haben Sie die Balance zwischen Ihrer persönlichen Interpretation eines Haikus und der Offenheit für die Vorstellungskraft der Leserschaft gefunden?

K. M. V.: Meine folgende Aussage betrifft die Bilder, die ich auf ein Haiku gemalt habe. Für mich galt: Ich lese das Haiku und lasse mich beim Malen von meinen inneren Eingebungen oder Bildern leiten. Entstanden daraus mehrere Bilder, hieß es für mich, eine Auswahl für das Buch zu treffen. In erster Linie war das Kriterium: Ist es für mich zum Haiku am stimmigsten und erst nachfolgend: Passt es denn für die Leserschaft des Buches? Mir ist bewusst, dass bei jedem Leser eigene Bilder zu einem Haiku entstehen können.

Das Buch entstand über sechs Jahre. Wie hat sich Ihre Herangehensweise oder Ihr Stil in dieser Zeit verändert?

K. M. V.: Mich mit einem vorgegebenen Thema im »Freien Malen« künstlerisch über eine lange Zeit auseinanderzusetzen war für mich neu. Ich beobachte, dass meine Herangehensweise mit der Zeit intensiver geworden ist. Ich achte mehr auf die feinsinnigen Impulse in mir. Mein Stil hat sich dadurch erstmal nicht verändert, jedoch wird es für meine künftigen Projekte nützlich sein und sichtbarer werden.

Gemeinsame Fragen

Wie hat die Zusammenarbeit Ihre persönliche und künstlerische Beziehung zueinander geprägt?

NCK: Im Vorhinein sehr wohl bedacht und im Rückblick betrachtet: Eine lebendige Zeit des »Ein-Ander« Erfahrens in Übereinstimmendem, wie auch deutlicher Verschiedenheit. Die Bilder und Haiku geben ein Zeichen davon. Und wer bereit ist, sich einzulassen – und das galt für uns beide, wie für jeden der sich die 17 Paare des Buches betrachtet – wird erleben: je länger man schaut oder meditiert, desto mehr passiert! – Ich habe es als ein Geschenk des Himmels erfahren.

K. M. V.: Für mich war es das erste Mal, ein solch künstlerisches Projekt über einen langen Zeitraum mit einem Menschen zu gestalten. Begeistert vom Tun des anderen begannen wir. Obwohl in dieser Zeit manchmal Skepsis und Irritationen meinerseits auftraten, siegte immer die Freude beim Betrachten eines gelungenen Zusammenspiels von Haiku und Bild. Das Wertvollste für mich waren das wohlwollend wertschätzende einander Hören und Sehen. Die persönliche Beziehung ist inniger und freundschaftlicher geworden. Es wuchs in mir die Wertschätzung für die Bedeutung des geistigen Inhalts beider Ausdrucksformen.

Gibt es eine besondere Erinnerung oder ein Erlebnis aus den sechs Jahren, das Ihnen beim Erstellen des Buches besonders im Gedächtnis geblieben ist?

NCK: Einmalig das Erfassen, Erkennen und Spüren, als wir am Ende des Weges alle 17 Bilder auf dem Boden ausgebreitet gemeinsam betrachteten! Diesen überwältigenden Reichtum an Energie …

K. M. V.: Ein besonders schönes Erlebnis möchte ich hier gern schildern. Nachdem das Malen und Schreiben ein Ende fand, trafen wir uns im Wohnzimmer und legten alle Haiku und Bilder aus, so wie sie entstanden sind. Es kam in uns die Idee, die Bilder nach bestimmten Fragen auszusuchen. So fanden wir das Lustigste…, das Kurioseste…, das Schönste…, das Lieblichste…, das Männlichste…, das Weiblichste…, das Farbenfrohste…Bild (etc). So konnten wir noch einmal aus einem anderen Blickwinkel auf das Geschaffene schauen und uns daran erfreuen.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

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