Foto Ilona Lütkemeyer

Lütkemeyer, Ilona

Die gebürtige Bielefelderin studierte Sprachen und Philosophie in München. Ihr Herz schlägt ebenso heftig für das literarische Schreiben, vornehmlich Lyrik und Kurzprosa, wie für die Malerei.
Sie leitet eine eigene Kunstschule und unterrichtet Sprachen sowie Kreatives Schreiben.

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Interview mit Ilona Lütkemeyer zu ihrem Buch »Der Hering im Schnee«

Liebe Frau Lütkemeyer, soeben ist Ihr neuer Gedichtband „Der Hering im Schnee“ erschienen.
In einem Satz: Was erwartet die Lesenden?

Ilona Lütkemeyer: Liebe Frau Janßen, schlagen die Lesenden das Buch auf, erwartet sie eine Fahrt ins Blaue, die an den unterschiedlichsten Aussichtspunkten auf das Leben vorbeiführt und einlädt, sich auf neue Situationen einzulassen: zu staunen, schmunzeln und lachen, zu weinen, sich gruseln oder zu wundern.

Woher nehmen Sie den „Stoff“ für Ihre Texte und wie sehen die Bedingungen aus, unter denen Sie schreiben?

I.L.: Manchmal reicht schon ein einziges Wort, seine Bedeutung oder sein Klang, der in mir nachhallt, um ein Gedicht anzustoßen. Ich gehe aber auch viel raus, um zu schreiben, beobachte, höre zu, spüre nach, wie ich auf Situationen reagiere. Auf Reisen ist mir mein Notizbuch wichtiger als der Fotoapparat, um spontane Stimmungen, Gefühle und Gedanken festzuhalten. Die erste Rohfassung eines Gedichts schreibe ich oft en passant, die Überarbeitung erfolgt später in meinem Schreibzimmer, ein klassisches, rotes Boudoir unter dem Dach, wo es weder Telefon noch Internetanschluss gibt.

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Ein Blick in ihre Vita verrät mir, dass Sie nicht nur Autorin, sondern auch Malerin sind.
Würden Sie sagen, dass sich das auf Ihr Schreiben auswirkt?

I.L.:
Absolut, Schreiben und Malen sind eng verwogen. Ein Gedicht leuchtet wie ein Bild, einen Moment des Lebens aus, führt ihn vor Augen. Schreiben ist für mich ein Malen mit Worten. Oft ist es auch ein inneres Bild, das auch eine Erinnerung sein kann, dass umgesetzt wird, wie beispielsweise Baden verboten. Im Gedicht Motiv fällt Schreib- und Malprozess sogar zusammen.

Was von allem, was kürzlich in der Welt passiert und direkt oder indirekt erlebt wurde, hat in Ihnen die tiefsten Spuren hinterlassen?

I.L.:
Die so dramatisch fortschreitende Klimakrise. Dass die Menschheit sehenden Auges die Welt ins offene Messer rennen lässt, und man sich mit dem eigenen Bemühen, etwas daran zu ändern, so machtlos fühlt, setzt mir stark zu. Momentan so stark, dass ich über dieses Thema nicht schreiben kann.

Was möchten Sie zum Abschluss unseres Gesprächs noch sagen?

I.L.: Die Poesie ist wohl die älteste Form mit Sprache eine Verbindung zum Leben und zur Welt herzustellen. Gerade das Schwebende der Bedeutung eines Poems erlaubt den Lesenden, sich mit ihrer eigenen Lebenswirklichkeit einzubringen. Für mich vollendet sich ein Gedicht erst mit der Lektüre, entsteht somit mit jedem Lesen wieder neu. Für den Hering im Schnee wünsche ich in diesem Sinne mannigfaltige Wiedergeburten.

 

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