Alfred Schreiber hat nach dem Studium der Mathematik und Philosophie in Wirtschaft und Hochschule gearbeitet, bis 2008 als Professor für Mathematik und ihre Didaktik an der Universität Flensburg. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählen Essaybände und Gedichtanthologien über die Grenzbeziehungen seines Fachs zu Literatur, Ideengeschichte und Kunst. Auch als Übersetzer von Lyrik war er vielfältig tätig, zuletzt mit der zweisprachigen Herausgabe und ersten deutschen Gesamtübertragung von Ramón del Valle-Incláns »El pasajero / Der Durchreisende«.
Alfred Schreiber hat am 25. Oktober 2022 für die Übersetzung des Werks »El pasajero/Der Durchreisende« den Hauptpreis der Stiftung Kreatives Alter erhalten.
2023 wurde Alfrede Schreiber der James Brockway-Preis der Niederländischen Literaturstiftung für Verdienste um die Übersetzung niederländischer Literatur verliehen.
Weitere Informationen zum Autor finden Sie auf www.alfred-schreiber.de
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Interview mit Alfred Schreiber zu seiner Übersetzung »Die Wunderlampe«
Lieber Herr Schreiber, soeben ist Ihre Übersetzung »Die Wunderlampe« erschienen. In einem Satz: Was erwartet die Lesenden?
Alfred Schreiber: Am besten sagt das vielleicht der Untertitel »Spirituelle Übungen«. Etwas mehr als 40 kurze Kapitel beschreiben einen Weg der stufenweisen Befreiung der Seele; sie soll zur Ruhe kommen in der Kontemplation des Schönen, in einem mystischen Blick auf das Unwandelbare in allen Dingen. Die Eigenwelt des Autors entfaltet sich dabei als ein weitgespanntes Panorama von farbiger Fülle. Das Ergebnis: ein in dichterische Prosa gegossener und im besten Sinne des Wortes unzeitgemäßer Traktat. Valle-Inclán hat ihn als sein künstlerisches Bekenntnis an die Spitze seiner Gesammelten Werke gestellt.
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Woher stammt Ihr Interesse an dem spanischen Autor Valle-Inclán?
A. S.: Hauptsächlich von seiner Lyrik. Fasziniert hat mich vor allem »El pasajero«, der letzte und reifste seiner drei Gedichtzyklen. Hier begegnet man einer außergewöhnlichen Seelen- und Geisteslandschaft von poetischem Zauber, rhetorischer Wucht und mystischer Tiefe. Das Werk hat mich ein paar Jahre nicht losgelassen, während derer ich an einer Übersetzung ins Deutsche gearbeitet habe (unter dem Titel »Der Durchreisende« 2018 bei ATHENA erschienen). »Der Durchreisende« und »Die Wunderlampe« sind eng und vielfältig aufeinander bezogen. Sie bilden jetzt, auch im äußeren Erscheinungsbild, ein hoffentlich glückliches Paar!
»Die Weltliteratur wird von Übersetzern gemacht« waren die Worte des portugiesischen Autoren José Saramago. Wo liegen die Freiheiten aber auch die Schwierigkeiten im Übersetzungsprozess?
A. S.: Valle war ein Sprachkünstler von Graden, der sein Spanisch um archaische Wendungen, regionalen (galizischen) Wortschatz und eigenwillige Neuschöpfungen angereichert hat. Entsprechend hoch sind die Hürden bei einer Übersetzung. Bei Gedichten kommen die für ihn typische Formstrenge und Reimordnung hinzu. Das alles sind maximale Herausforderungen. Im Nachwort zum »Durchreisenden« bin ich darauf detaillierter eingegangen. Daher hier nur prinzipiell: Durch eine gute Übersetzung sollte das fremde Gebilde in umgedichteter Form ein neues Leben beginnen und eine zusätzliche Wirkung im Rahmen und Resonanzraum der Zielsprache entfalten können. Die Freiheit, die man sich beim Übersetzen nimmt, sollte daher gerade so groß sein, dass dieses Ziel in Reichweite ist, und kein bisschen größer.
Was steht momentan auf Ihrem Schreibtisch? Woran arbeiten Sie gerade?
A. S.: Nach Abschluss eines literarischen Vorhabens lege ich gerne eine Pause ein. Die verwende ich derzeit auf mathematische Arbeit. Da kann ich gleich nochmal mit Valle sprechen, der von »umgoldeter Mathematik« schwärmt und beim Anblick der Glasfenster der Kathedrale von León ausruft: »Licht, durch Form zu sehen, / Leuchtend in Ideen!«. Besser kann man es nicht sagen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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