Beschreibung
Die autobiografische Erzählung von Christine Biró führt ins sozialistische Rumänien der 60er und 70er Jahre, wo die Autorin als Kind einer deutsch-ungarischen Pastorenfamilie heranwächst. Die Familie leidet unter den Repressalien des Ceauşescu Regimes, erlebt Ausgrenzung und Enteignung. Das streng religiöse Elternhaus, geprägt von den rigiden Moralvorstellungen der Mutter, bietet wenig Rückhalt und sorgt dafür, dass das Mädchen früh aufbegehrt. Dennoch bekommt es die nötige Nestwärme – allem voran von Klari, dem Kindermädchen zu spüren – und später, nach dem Umzug der Familie zu »Großtata und Minitante« nach Reen, die Geborgenheit einer Großfamilie. In der Idylle von Haus und Garten finden Restriktion und Bedrängnis einen Gegenpol, und das Kind beginnt zu träumen …
Doch wer sind die Verbündeten seiner ersten Befreiungsversuche, und wie kann ein Karpfen Rache nehmen?
Für ein Leben in Freiheit, riskieren Vater und Bruder schließlich die Flucht nach Deutschland, und auch die spätere Familienzusammenführung gelingt. Doch der lang ersehnten Freiheit stehen unerwartet Orientierungslosigkeit und der Schmerz um Verlorenes gegenüber.
Spannend und warmherzig erzählt, ergründet Biró nicht nur ihre eigenen Wurzeln, sondern zeichnet ein einzigartiges Zeitdokument, dem Sie mit kommentierenden Einschüben große Authentizität verleiht.
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Porträt
Christine Biró, Jahrgang 1960, hat an der LMU München Kunstgeschichte, Sozialpsychologie und Philosophie studiert. Nach ihrem Magisterabschluss führte ihr Weg in den Journalismus. Sie arbeitete 15 Jahre lang als Print-Redakteurin für verschiedene Zeitschriftenverlage, publizierte eigene Beiträge und leitete Ressorts. Aktuell engagiert sie sich im Rahmen eines Projekts des Innenministeriums für die Integration von Geflüchteten. Nebenbei widmet sie sich ihrer Leidenschaft, dem kreativen Schreiben. Sie lebt und arbeitet in Landsberg, nahe München.
Stimmen zum Buch
Eine Kindheit in Rumänien. Christine Biro’s Erzählung ihrer Kindheit und frühe Jugend, abwechselnd mal aus der Sicht des Kindes und mal in der Retrospektive aus heutiger Sicht, in Siebenbürgen/Rumänien der 60er und 70er Jahre, fesselt durch den Wunsch des Kindes nach einem ganz normalen kindgerechtem Leben inmitten der Einschränkungen und Ängste die durch den Ceausescu Regime verbreitet werden, die ihre Eltern als Deutschstämmige Christen wahrnehmen, und die Reglementierungen ihrer streng gläubigen Mutter, die das Kind in ihrer einfachen und noch unpolitischen Welt als weit repressiver erlebt. „Die Rache des Karpfens“ besticht durch die detaillierte Beschreibung der Familien- und Lebensverhältnisse zur Zeit der kommunistischen Unterdrückung in Rumänien und wie es der Familie trotz allem gelingt dem Kind und ihrer Geschwister ein Gefühl der Geborgenheit zu geben auch wenn diese Geborgenheit aus Sicht der Mutter nur durch ein strenges Verhaltenskodex und Abgrenzung gegenüber den anderen Kindern des Dorfs zu erreichen ist. Das Entwicklung des Mädchens vom Kind zum Jugendlichen und der damit verbundene verstärkte Wahrnehmung ihres Umwelt erzeugt die Spannung, die dem Leser zum weiterlesen motiviert bis das Ziel der Übersiedlung nach Westdeutschland in Erfüllung geht und die Erkenntnis reift dass sie, nach einem kurzen aber eher enttäuschenden Besuch in der alten Heimat, doch in ihrer neuen Heimat innerlich angekommen ist. (Mark Hamilton, 07.11.2024)
Berührendes Zeitzeugnis. Der Autorin gelingt es in diesem autobiografischen Werk, mit außergewöhnlich bildhafter Erzählkunst, das Leben „des Kindes“ zur Zeit des Ceausescu-Regimes zu beschreiben. Der Leser wird mitgenommen in die Welt eines heranwachsenden Mädchens, dem es durch seine Hochsensibilität noch schwerer fällt, sich in dieser Welt der Gegensätze zu entwickeln und zu behaupten. Der Vater – als Pastor einer Freikirche als Staatsfeind eingestuft und darum unter beständiger Beschattung der Securitate – berufsbedingt zu wenig in der Familie präsent. Die Mutter – bereits in der Jugend durch Verschleppung nach Russland traumatisiert – mit dem Leben überfordert und darum nicht in der Lage, dem Kind die Zuwendung zu geben, die es so nötig braucht. Klari – das geliebte aber viel zu früh verlorene Kindermädchen – dem Kind mehr Mutter als die eigene. Die drei Geschwister – jedes auf Grund der eigenen Position in der Familie wahrscheinlich mit einem ganz individuellen Blick auf die Familiengeschichte. Und schließlich wieder das Kind, dessen persönliches Erleben und Wahrnehmung es dem Leser unwillkürlich ans Herz wachsen lassen. Man möchte es trösten, beschützen, ermutigen, warnen (denn auch das Leben im „Goldenen Westen“ stillt nicht jeden Hunger). Auch der spannende Buchtitel wird sich noch von tiefer Bedeutung erweisen. Wer Rumänien/Siebenbürgen kennt, dort selbst vielleicht Wurzeln hat oder Freunde /Verwandte von dort, der wird diese Erzählung auf ganz besondere Weise genießen! Ich habe das Buch kaum aus der Hand legen können und gebe eine klare Kaufempfehlung! (Dreimädelhaus, 05.11.2024)
Eine berührende Welt. Anfangs hat mir die Ansprache der Protagonistin mit „das Kind“ nicht so gut gefallen. Es war kühl und sezierend, fand ich. Je länger ich gelesen habe, desto gelungener fand ich es, weil man dem Kind so nahe kommt, da tut die Distanz gut.
Durch das ganze Buch zieht sich das Thema verlorener Welten. Das Siebenbürgen vor dem zweiten Weltkrieg, die schönen Häuser, die üppigen Gärten, die gesicherte Existenz, alles verschwunden. Die Enge, die durch die Isolation geschaffen wird und der damit einhergehende Stillstand herrschen vor. Das behütete Leben des Kindes am Land ist ein Gegengewicht. Nach der Ausreise nach Deutschland, nochmal und endgültig, auch diese Welt verloren und doch auch eine Befreiung.
Von den Waldensern hatte ich noch nie wirklich etwas gehört. Ich fand es faszinierend, wie auf dieser Insel der seit Jahrhunderten in Rumänien lebenden Deutschen und Ungarn auch ein verfolgter Glauben Platz gefunden hat.
Ich fand das Buch sehr spannend und habe es sehr gerne gelesen! (Bettina, 05.11.2024)
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