Beschreibung
In den Gedichten von Katrin Bibiella geht es um die Sprache als Schöpfungsmedium der Welt. Alle Dinge sind aus Sprache gemacht, sind Ausdruck des aus einem Innen in die äußere, sinnlich wahrnehmbare Form getretenen Geistes. Die Sprache befähigt den Menschen, sich die Welt zu erschließen: Mit Namen alle Dinge zu benennen / Und sie im Namengeben zu erkennen, das Geheimnis der Verwobenheit von Geist und Materie vernehmbar zu machen: Die Frühe / trug noch den Duft / vom Wachsen der Blumen / in ihrem Flügel, die eigene Befindlichkeit in der Welt poetisch zu erwecken: Der Wind / hat das weiße / Nichts getrunken, / das schlägt dir / beim Gehen / ins Gesicht. Im Verfolgen dieser Spur führt die Sprache an den Anfang zurück, an die Quelle, aus der alles Werden entspringt: Als wüssten wir den fernen Augenblick, / Wo uns der Geist entließ in unser eigenes Geschick. In der Sprache leuchtet die sich immer wieder erneuernde Schöpfung als offenbartes und doch ewig unergründliches Geheimnis (Novalis). Schließlich vermitteln die Gedichte von Katrin Bibiella die poetische Ahnung, dass eine aus der Stille geborene, gehörte Sprache das verloren geglaubte Paradies menschlicher Selbstfindung sein könnte.
Porträt
Katrin Bibiella wurde in Weimar geboren und konnte dort bereits als Kind inspirierende Tuchfühlung zu den Orten großer Poeten aufnehmen. Und so entdeckte die heute in Nierstein und Oppenheim am Rhein tätige Kirchenmusikerin, Konzertorganistin und promovierte Literaturwissenschaftlerin schon früh ihre Affinität zur Sprache als Ausdrucksmedium der Welt- und Selbstbefragung und zur poetischen Form des Gedichts, wo Worte, beinahe wie Musik, das Wunder des Lebens und das Unaussprechliche darin zum Klingen bringen. Ihre Gedichte liegen in mehreren Lyrik-Monographien, Zeitschriften und Anthologien publiziert vor.
Stimmen zum Buch
»Ihr Gedicht ›Totensonntag‹ (das vorletzte Gedicht des Bandes) ist eine einzige Metapher. Es beklagt indem es feststellt: eine Leere des Himmels, der ›davongeflogen‹ ist und ›seine Schwingen ins Schweigen gehoben‹ sind. Das ist klassisch und zugleich sehr modern. Schwere und Düsternis, die wie von selbst beim Schauen durch die ›glatzköpfigen Bäume‹ (eine beinahe komische Wortwahl) auf den Himmel vergehen. Katrin Bibiella (geboren 1964 in Weimar) legt mit diesem Buch ihren ersten Gedichtband vor, ein Einstand, der beachtenswert ist.«
Heinz Weißflog in: Signum, 19. Jhrg., Sommer 2018
»Insbesondere ihre Sonette gehören zum Besten, was ich in dieser Königsklasse seit langem zu lesen bekam.«
Jo Fried in: Palbaum, Heft 2/2015
»Frau Bibiella ist Kirchenmusikerin, hat aber auch Literatur studiert, lässt hier in 79 kleinen Gedichten Natur und Menschen, Landschaften und Jahreszeiten derart gekonnt lebendig werden, dass zumindest der Rezensent bei dem einen oder anderen versucht war auszurufen: Besser hätte das auch Rilke nicht gekonnt.«
Walter Krämer in: Sprachnachrichten des Vereins Deutsche Sprache, Nr. 64, IV 2014
»In ihren Gedichten verbindet sich ganz Verschiedenes; Entferntes findet zusammen. Ihre Sprache dringt tief in das Geheimnis des Lebens ein, ohne es zu lüften. ›Die verborgenen Ströme im Inneren erreichen, das Geheimnis alles Lebendigen atmend umarmen‹, steht in ihrem Gedicht ›Atmende Umarmung‹ zu lesen. Ihre Gedichte mit ihren Metaphern und Assoziationen verlassen ausgetretene Pfade und entdecken die Welt aufs Neue. Die Beziehung zu der Umgebung wird in hohem Maße reflektiert und abstrahiert. Und aus der sich verdichtenden Sprache der Lyrik leuchtet die tiefe Erkenntnis ihrer schöpferischen Kraft.«
Lokalanzeiger Oppenheim, 18.12.2014
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