Prof. Dr. theol. Dipl.-Psych. Richard Riess, 1937 geboren, von Haus aus evangelischer Theologe, war nach theologischen Studien in Heidelberg, Erlangen und Neuendettelsau, einem Psychologiestudium in Erlangen und klinischer Ausbildung in Chicago und Boston in verschiedenen kirchlichen Bereichen und Institutionen tätig, insbesondere über zwanzig Jahre als Professor für Praktische Theologie an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau.
Sein Interesse hat zeit seines Lebens nicht nur beruflich relevanten Fächern gegolten, sondern in wachsendem Maße auch der Sprache, der Literatur und der bildenden Kunst. Mehrere Veröffentlichungen im ATHENA-Verlag »Wie ein Gesang des Regenbogens« beispielsweise, »Das leise Rauschen der Zeit«, »Im Rhythmus des Lebens« und andere mehr zeugen von diesem Interesse.
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Hörproben aus »ADORATION«
Richard Riess zum Entstehungsprozess von »Tief ins Holz geschnitten«
Notizen zu Walter Habdank
Es waren Momente der Faszination, diese Bilder von Menschen mit großen Köpfen, riesigen Händen, verträumten Augen. Und es waren Augenblicke der Fremdheit zugleich, des Andersartigen, Ungewöhnlichen, Exotischen, die mich spontan einluden, stehen zu bleiben und wie gebannt in ihrem Anblick zu versinken. Es muss wohl Noah und die Rückkehr der Taube oder Jona im Bauch des Fisches oder Kain und Abel oder Hiob in der Asche oder, oder, oder … gewesen sein. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr so genau. Aber ich weiß, dass alle diese Gestalten, alle diese unverwechselbaren Holzschnitte von Walter Habdank, mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen haben.
Erst viel später, in den neunziger Jahren, ging ich mit der Bitte auf ihn zu, ihn einmal persönlich besuchen zu dürfen. Ohne zu zögern lud er mich daraufhin in sein Atelier am Starnberger See ein. So entstand eine unvergessliche Begegnung und – mehr noch – eine Geschichte von persönlichen Kontakten und Gesprächen, getragen von hoher Wertschätzung und Respekt beiderseits.
Möglicherweise machen Betrachter der Bildwerke von Walter Habdank, ähnlich wie ich, eine doppelte Entdeckung: die Entdeckung einer außerordentlichen, ja urtümlichen Ästhetik seiner Kunst, insbesondere seiner Holzschnitte, und zum anderen die Entdeckung von elementaren Botschaften anhand von biblischen Szenen, Texten und Figuren: das Leben des Menschen in einer Welt von Zwietracht und Hass, Totschlag und Krieg, Hunger und Krankheit, Schuld und Tod – aber auch von Rettung und Geborgenheit, Segen und Heilung, Vergebung und Neuanfang, Liebe und Zartheit. Darauf habe ich schließlich von meiner Seite aus in der Gestalt von spirituellen und poetischen Stücken zu antworten versucht. So entfaltet das Buch, alles in allem, auf seine Weise eine besondere Art von künstlerischem Duett und eine ganze Bandbreite an Hoffnung, Inspiration und erfülltem Leben. Und das ist gut so.